„Junge Menschen in Deutschland sind im Jahr 2022 noch stärker von Cyber-Mobbing betroffen als ein Jahr zuvor. Jeder zweite Jugendliche hat im direkten Umfeld mitbekommen, dass jemand persönlich Ziel von Cyber-Mobbing war. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert bei 43 Prozent. Selbst Opfer von Cyber-Mobbing waren 16 Prozent der Heranwachsenden, zwei Prozent mehr als im Jahr 2021. Von 32 auf 28 Prozent ist im gleichen Zeitraum der Anteil der Mädchen und Jungen gesunken, die keinerlei Erfahrungen mit Cyber-Mobbing haben.“ Das geht aus der aktuellen Sinus-Jugendstudie im Auftrag der BARMER hervor. „Das Problem Cyber-Mobbing intensiviert sich. Umso wichtiger ist es, dass Jugendliche neben Eltern und Freunden auch in Schulen, bei der Polizei oder in Online-Beratungsangeboten schnelle und vertrauenswürdige Hilfe bekommen, sobald sie Opfer von Cyber-Mobbing werden oder davon erfahren“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. Der häufigste Ort des Cyber-Mobbings ist WhatsApp mit 58 Prozent, gefolgt von Instagram mit 42 Prozent. Am stärksten zugelegt hat mit zwölf Prozentpunkten seit dem Jahr 2021 TikTok, das jetzt mit 38 Prozent der dritthäufigste Ort für Cyber-Mobbing unter Jugendlichen ist.
Und um diesen aktuellen Entwicklungen als Schule Rechnung zu tragen, fand am 07.02.2024 für die Klassen 7 und 8 zusammen mit den Profis von „Mensch:Theater!“ ein Projekttag zum Thema Cybermobbing statt.
Mensch:Theater! ist ein Ensemble aus Theaterpädagogen, Schauspielern und Schauspielerinnen aus Kappelrodeck, das vielfach gewürdigt als deutschlandweites Tourneetheater agiert. Seit 2011 sind sie aktiv und ihre sensible und individuell ausgerichtete Arbeit zielt auf eine Selbsterkenntnis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab. Sie fördern mit ihrer Theaterpädagogik Akzeptanz und Toleranz, Begegnungen und Wahrnehmung, Umgang und Freude, also Werte, die auch das Paul-Schneider-Gymnasium vertritt. So war es naheliegend, dass nach dem 27.10.2021 nun zum zweiten Mal eine Zusammenarbeit angestrebt wurde. Möglich wurde das durch die Finanzierung aus Kollektengeldern der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Der Projekttag begann mit der Aufführung des interaktiven Theaterstücks „#disslike“. In unterschiedlichen Szenen, die kritisch Cybermobbing in WhatsApp-Gruppen, Mediennutzung und -sucht sowie das Verschicken von Fotos über das Smartphone aufgriffen, wurden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, zu den Szenen Stellung zu beziehen und diese auch aktiv mitzugestalten. Insgesamt zeigten sie sich sehr aufgeschlossen und beteiligten sich rege mit Redebeiträgen und Auftritten auf der Bühne.
Im Anschluss folgten die Workshops in den einzelnen Klassen. Diese dienten dazu, das Theaterstück zu reflektieren, die Thematik zu vertiefen und zur Selbsterkenntnis anzuregen. Die Schülerinnen und Schüler bekamen dabei auch wichtige Hinweise, wie sie mit Cybermobbing umgehen sollten und an wen sie sich wenden können. Nach einer Gesprächsrunde zur Gruppenarbeit ging es abschließend darum, ein eigenes Thema im Zusammenhang mit Cybermobbing zu suchen, sich eine theaterreife Vorstellung auszudenken und schließlich auch vorzuführen. Sowohl das Ensemble von „Mensch:Theater!“ als auch die Schülerinnen und Schüler blickten am Ende auf eine wertvolle und gelungene Veranstaltung zurück.
+ Hubertus Ohliger