Wir, die „Schulbühne“, starten jährlich nach den Herbstferien mit unserer Arbeit an einem Theaterstück, das jeweils am Freitag vor und Sonntag nach dem Paul-Schneider-Tag aufgeführt wird. Mit dabei sind Schülerinnen und Schüler der MSS, die Freude am Miteinander auf der Bühne haben und sich gerne ausprobieren. Wir machen weder Halt vor älteren noch vor neueren Bühnenstücken – was uns zusagt, wird geprobt!
Die Darbietung am Ende des Schuljahres ist bei Eltern, Schülern, Lehrern und Freunden des Paul-Schneider-Gymnasiums äußerst beliebt.
Die Corona-Krise hat auch die Proben der Schulbühne am Paul-Schneider-Gymnasium beeinflusst. Doch darunter hat die Qualität keineswegs gelitten. Die jungen Schauspieler liefen zur Hochform auf. Unter der Leitung von Tobias Stölzgen führten sie an vier Abenden hintereinander (vom 08. – 11.10.2020) „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco auf.
In dem Stück zeigt der französisch-rumänische Dramatiker in teils bedrückender Weise auf, wie sich Massen beeinflussen und steuern lassen. Ionescos tragisch-komischer Antiheld Behringer (Ruben Krächan in einer Paraderolle) muss miterleben, wie sich sein Freund Hans (Luisa Wolf) und immer mehr Menschen in seiner Umgebung aus allen Gesellschaftsschichten, am Ende eine ganze Stadt und sogar seine geliebte Daisy (Sophia Höpfner) in Nashörner verwandeln und in einer Herde im gleichen Trott durchs Leben trampeln. Erst eins, dann zwei, dann immer mehr. Behringer diskutiert, philosophiert und widersetzt sich bis zum Schluss diesem Prozess der Verwandlung. Er ist überzeugt: „Ich bin der letzte Mensch! Ich werde es bleiben bis zum Ende! Ich kapituliere nicht!“ Musikalisch begleitet wurde die Handlung auf der Bühne von einem vierköpfigen Schüler-Lehrer-Orchester.
Es war beeindruckend, wie textsicher und überzeugend die Darsteller der Schulbühne die verschiedenen Charaktere verkörperten. Einige Schüler schlüpften in dem 90-Minuten-Stück sogar in mehrere Rollen. Jakob Suermann und Finn Rickenbach agierten auf der Bühne und zusätzlich im Orchester. Regie führte Barbara Bernt, eine professionelle Schauspielerin. Sie hatte zusammen mit Tobias Stölzgen das anspruchsvolle Stück mit zwölf PSG-Schülern einstudiert. Die musikalische Begleitung hatte der Musiker Jochen Schott mit dem Quartett geplant. Licht und Ton steuerte Charly Schmitz von der Empore aus. Für die Bühnentechnik waren Johanna Welker und Hadassa Okaibe verantwortlich. Lilith Pauly entwarf die Kulisse und die Grafiken. Die Aufführung des vor rund 60 Jahren uraufgeführten Stücks war ursprünglich vor den Sommerferien geplant. Doch der Ausbruch der Corona-Pandemie und die daraus resultierende Schließung der Schulen ab dem 16. März brachten nicht nur den Unterrichtsplan durcheinander. Auch die bereits begonnenen Proben der Schulbühne mussten eingestellt und zudem einige Szenen teilweise umgeschrieben werden, um die Corona-Abstandsregeln zwischen den Schauspielern auf der Bühne einzuhalten.
Und statt einer großen Aufführung in voll besetztem Haus mussten die Schauspieler gleich an vier Abenden auf die Bühne. Denn aufgrund des Hygienekonzeptes durften nur maximal 90 Zuschauer in die Aula. Eine Anmeldung war erforderlich, die Stühle waren einzeln im Saal verteilt. „Wir sind mit dem Zollstock durch die Aula und haben überall die Abstände gemessen“, erzählt der Leiter der Schulbühne, Tobias Stölzgen, während der Pause. Er lobte die große Einsatzbereitschaft der Schüler, die sogar die letzte Woche der Sommerferien für die Proben opferten. „Und man muss dabei bedenken: Die Schauspieler sind überwiegend 13er, die demnächst mit den Abiturarbeiten beginnen“, hebt Stölzgen hervor.
Die Darsteller
Die Besetzungsliste: Ruben Krächan (Behringer), Luisa Wolf (Hans, Herr Ochs), Sophia Höpfner (Daisy), Giulia Bambauer (Hausfrau), Maximilian Sommerfeld (Händler, Herr Schmetterling), Ines Skär (Händlerin, Frau Hans), Claudia Wagner-Cano (Wirt, Frau Ochs, Frau Hans), Lilith Pauly (Kellnerin), Finn Rickenbach (Älterer Herr, Feuerwehrmann), Jakob Suermann (Logiker), Philipp Schlemmer (1. Nashorn, Wisser, Hausmeister), Pascal Gesse (Stech).
Roswitha Kexel
Am 21. und 23.6.2018 präsentierte die Schulbühne des PSG „Macbeth“ von Shakespeare. Die jungen Schauspieler*innen beeindruckten das Publikum in der gut besetzten Aula mit einer anspruchsvollen Darbietung des Bühnenklassikers und begeisterten mit Textsicherheit und großer Spielfreude.
Den Zeitungsartikel des Öffentlichen Anzeigers vom 25.06.2019 finden Sie hier.
Einer großen Herausforderung stellte sich die Schulbühne des Paul-Schneider-Gymnasiums (PSG) mit der Aufführung von Friedrich Dürrenmatts „Romulus der Große“. Das Ensemble aus zwölf Schauspielern und drei Technikern unter der Regie von Caroline Molz und Stephan Schäfer bot den Zuschauern in der gut besetzten Aula einen gelungenen Theaterabend.
Romulus, der letzte Kaiser Roms, von Dürrenmatt historisch sehr frei in Szene gesetzt, ruiniert sein Imperium bewusst durch Desinteresse an der Politik. Lieber widmet er sich seiner Hühnerzucht. Er sehnt den Untergang quasi herbei, wartet auf das Eintreffen der Germanen. Alle Rettungsversuche lehnt er ab, weigert sich auch, seine Tochter mit einem reichen Geschäftsmann zu verheiraten und schlägt damit die Chance aus, das Reich durch Geld vor dem Untergang zu bewahren.
Die Komödie mit bitteren Zügen in brillantem Sprachduktus entstand in den Jahren 1948/49 und verarbeitet den gerade überstanden Schrecken der Nazi-Diktatur mit satirischen Anklängen. Die jungen Schauspieler wurden dem Stück mit einer ausgewogenen Leistung gerecht. Ben Pfeifle als Romulus bot eine herausragende Vorstellung und hatte einen riesigen Textanteil zu bewältigen. Er war ein Kaiser der leisen Töne, der selbstironisch und gelassen auf den Untergang hinarbeitete. Diese Grundhaltung drückte sich überzeugend in Gestik und Mimik aus.
Während Jonas Bäcker als im Untergang frisch ernannter Feldmarschall Mares martialisch die „totale Mobilmachung“ forderte und Marvin Gauch als durch germanische Gefangenschaft traumatisierter General und Verlobter der Kaisertochter Rea (Frieda Schümann) auf Königsmord sann, verkörperten Kimberly Wolf und Sophie Bauhaus anschaulich die Kaiserin und den oströmischer Kaiser Zeno auf der Flucht. Lebendig in Ausdruck und Körpersprache zeigte sich Sarah Matysiak als erschöpfter Soldat und Unglücksbote Spurius Titus Mamma.
Große Wandlungsfähigkeit bewies Franziska Gaß, die einmal als knallharter Antiquitätenhändler und später als Dramatiklehrer der Prinzessin auftrat. Als Hosenfabrikant Cäsar Rupf demonstrierte Rudolf Schröder beachtliches komödiantisches Talent. Im Hofstaat des Kaisers präsentierten Lorena Wolframm (Innenminister Tullius Rotundus), Zoe Ammann und Pauline Michel das erstarrte Zeremoniell des untergehenden Kaiserreichs.
Einen starken Auftritt im Schlussakt hatte Jacob Schell als Germanenfürst Odoaker. Sein Dialog mit Romulus forderte beiden Darstellern allerhand an Ausdrucksfähigkeit in Stimme und Bewegung ab, was sie jedoch mit Bravour meisterten. Im Zusammenspiel mit Benjamin Blöck, der – angemessen finster blickend – seinen blutdürstigen Neffen Theoderich verkörperte, zeigte Schell eine Persiflage auf deutschen Militarismus und teilte im philosophischen Gespräch mit Romulus dessen Abscheu vor allen Arten von Heldentum und die Passion der Hühnerzucht.
Benjamin Blöck, Tobias Gießler und Robin Heckmann schließlich sorgen dafür, dass die gelungene Inszenierung technisch einwandfrei ablief und ins rechte Licht gerückt wurde.