Die Schulbühne des PSG führte Dürrenmatts „Physiker“ auf

Meisenheim. Ein sehr junges Ensemble der Schulbühne des Paul-Schneider-Gymnasiums (PSG) brachte einen Klassiker der Moderne, Friedrich Dürrenmatts „Physiker“, auf die Bühne. Mit großer Spielfreude setzten die Schülerinnen und Schüler die Komödie mit tragischen Zügen in Szene und bewiesen dabei sehr zur Freude des Publikums in der gut besetzten Aula durchweg schauspielerisches Talent.

1962 uraufgeführt reihte sich das Stück rasch in die Gruppe der damals viel gespielten Werke ein, die sich mit der Verantwortung der Wissenschaft für die Konsequenzen ihrer Entdeckungen befassten. Der jüngst entstandene Film „Oppenheimer“ über den „Vater der Atombombe“, J. Robert Oppenheimer, zeigt die brennende Aktualität des Themas.

Die Handlung ist wie ein Krimi angelegt und führt in ein privates Sanatorium. Hier sind drei Physiker gefangen. Einer hält sich für Albert Einstein, der zweite für Isaak Newton und als dritter präsentiert sich Möbius, der behauptet, ihm erscheine der König Salomon. Er ist der Entdecker eines Systems aller möglichen Erfindungen, der „Weltformel“. Da er durchschaut, dass seine Forschungsergebnisse zur Vernichtung der Menschheit führen können, flüchtet er in einen vorgeblichen Wahnsinn und verbrennt alle seine Aufzeichnungen.

Hinter diesen sind seine beiden Mitpatienten her, die sich als Agenten der politischen Systeme Ost und West entpuppen und ebenso wenig verrückt sind wie er. Zwei Krankenschwestern kommen dahinter, dass sie simulieren und werden von ihnen ermordet, um den Schein des Wahnsinns aufrecht zu erhalten. Am Ende bleiben alle drei Physiker aus freien Stücken in der Irrenanstalt, weil sie die Welt nicht in ein Irrenhaus verwandeln wollen.

Alle drei Akteure haben jedoch die Rechnung ohne die Chefärztin Fräulein Dr. von Zahnd gemacht, die Möbius seine Dokumente gestohlen hat. Sie erweist sich als die einzige wirklich Wahnsinnige. Die verrückte Ärztin postuliert die Erkenntnis, dass, was einmal gedacht wurde, nicht zurückgenommen werden kann.

Unter der Regie von Caroline Molz und Benedikt Baumann sorgte die Schauspielgruppe für einen vergnüglichen Abend und brachte dabei nicht nur den schwarzen Humor der Komödie, sondern auch deren ernsten Hintergrund überzeugend zum Ausdruck. Franziska Scheich lief als Möbius zu großer Form auf. In dieser Rolle flüchtete sie sich beim Abschied von der geschiedenen und neu verheirateten Frau Möbius (Melina Steinpreis) und den drei Buben des Ehepaars (Lenia Kaufmann, Jule Setz und Nahla Volz) in einen dramatischen Tobsuchtsanfall. Mit selbstzufriedenem Lächeln begleitete Lina Wolf als Missionar Rose diesen Auftritt. Möbius‘ Mitpatienten verkörperten Ida Klein und Bennet Ohliger, die jeder für sich die Ideologien entwickelten, die sie als Agenten und Berufskollegen des genialen Möbius vertraten.

Die irre Anstaltsleiterin Mathilde von Zahnd gab Sophie Scherer mit einer Gestik und Mimik, die allwissende Überlegenheit suggerierte. Ihren Widerpart, den verzweifelt über die Morde an den Krankenschwestern ermittelnden und am Ende resignierenden Inspektor Richard Voß gab Max Rech, unterstützt von Jule Setz als Gerichtsmediziner im Outfit eines Kriminaltechnikers. Die beiden toten Pflegerinnen (Ida Becker und Sonea Heiderich) erhielten einen muskelstrotzenden Nachfolger, an dessen Darstellung Nahla Volz und mit ihr das Publikum großen Spaß hatten.

Darüber hinaus wartete die Inszenierung mit einigen lokalen Gags auf. Als Assistentin der Regie wirkte Maria Ilinca Ionescu und für Technik und Licht zeichneten Janne Kinast und Lucien Schlarb verantwortlich.

+ Marion Unger