Im Zeitraum vom 05. bis 09. Juli 2022 wurde zum ersten Mal die im Fahrtenprogramm neu verankerte bildungspolitische und Gedenkstätten-Fahrt nach Berlin und Weimar für alle zehnten Klassen durchgeführt. In diesem Rahmen hatten sowohl wir Schüler*innen als auch die begleitenden Lehrer*innen die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in unsere Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erlangen.
Zunächst sind wir in unsere Hauptstadt gereist, wo wir als Erstes die Gedenkstätte der Sozialisten aufsuchten. Diese war sehr eindrucksvoll, mit ihren fast riesenhaften Gedenksteinen. Außerdem besuchten wir an diesem Tag das Stasi-Museum, in welchem wir sehr viel Interessantes über die Behörden und das System der sog. Staatssicherheit in der DDR erfuhren. Besonders interessant fanden wir die möblierten Büros, die genauso aussahen wie damals. Solche Räume und diverse Zeitzeugen über Tondokumente quasi hautnah zu erleben, hat uns diesen Teil unserer Geschichte, der uns auf unzähligen Informations-Tafeln vermittelt wurde, anschaulich nähergebracht.
Zudem durften wir im Rahmen einer sehr informativen Stadtrallye Berlin auf eigene Faust erkunden, wobei wir viele berühmte Orte wie den Alexanderplatz, Checkpoint Charlie, das Regierungsviertel mit Reichstagsgebäude, Abgeordnetenhaus und Staatskanzlei, das Brandenburger Tor, den Potsdamer Platz, das Holocaust-Mahnmal u.a.m. sahen.
Am folgenden Tag stand als nächster Programmpunkt das Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen auf dem Programm. Unsere Lehrer*innen hatten zwar eine Führung durch einen ehemaligen Insassen für uns gebucht, diese konnte jedoch aufgrund von coronabedingten Ausfällen nicht stattfinden. Dennoch wurde uns einmal mehr bewusst, wie extrem die Bevölkerung damals überwacht und kontrolliert wurde. Immerhin veranschaulichten uns diverse Objekte und Info-Tafeln, was dieses Gefängnis für die Häftlinge bedeuten musste. Besonders eindrucksvoll war der Blick in eine echte Gefängniszelle, welche aus der DDR-Zeit stammt.
Am Nachmittag steuerten wir das Regierungsviertel an, dort wurden wir durch den Bundesrat geführt. Das Bundesratsgebäude selbst ist von schöner Architektur geprägt, zudem war auch die Führung interessant, da wir den Bundesratsaal sehen durften, wo wichtige politische Entscheidungen getroffen werden. Wir selbst durften uns sogar in einem Modellraum des Plenarsaals im Rahmen eines Planspiels in die Rolle von Bundestagsabgeordneten versetzen und im Austausch mit unseren „Kolleg*innen und anderen Bundesländern“ über die von „Vertretern der Regierung“ eingebrachte Gesetzesvorlage „Führerschein ab 16“ abstimmen.
Natürlich haben wir uns auch mit der Geschichte des Nationalsozialismus auf dieser Fahrt beschäftigt, insbesondere mit einem Besuch der Dauerausstellung „Topographie des Terrors“, direkt an der ehemaligen Berliner Mauer gelegen, einer Ausstellung, in der uns die Schrecken des Terror-Regimes aus verschiedenen Perspektiven nähergebracht wurden. Dies hat sowohl Schüler*innen als auch Lehrer*innen verständlicherweise sehr betroffen gemacht.
Einen kollektiven Stimmungsaufschwung erlangten wir am Abend nach der Ankunft in Weimar, wo wir das Theaterstück „Die Räuber“ besuchten. Diese unglaublich kreativ gestaltete, modernisierte Version von Friedrich Schillers Klassiker sorgte sowohl bei den Lehrer*innen als auch bei den Schüler*innen für Erheiterung und angeregte Diskussionen. Nach dem Theater hatten wir in Gruppen Gelegenheit, die Kulturhauptstadt mit ihrer wunderschönen Altstadt in der sommerlichen Abendstimmung zu erkunden.
Am nächsten Morgen wurde die Fahrt leider coronabedingt abgebrochen, weshalb wir nicht die Möglichkeit hatten, das KZ Buchenwald zu besuchen. Immerhin konnten wir aber noch die eindrucksvolle nationale Mahn- und Gedenkstätte für die Massengräber der im KZ ermordeten Menschen besichtigen. Auf einem der Reliefs entdeckten wir den Namensgeber unserer Schule, Paul Schneider, der sich als Pfarrer von Beginn an mutig gegen den Nationalsozialismus aussprach und sich nie dem Regime beugte, am 27. November im KZ Buchenwald inhaftiert wurde und selbst von seiner Zelle aus und trotz harter Strafen und Misshandlungen seinen Mithäftlingen durch das Gitterfenster immer wieder Mut und Trost spendete. Paul Schneider wurde am 18. Juli 1939, wohl vom Lagerarzt, ermordet. Schon allein der Gang über dieses Mahnmal hat uns nachhaltig beeindruckt.
Sowohl bei den Schüler*innen als auch bei den begleitenden Lehrer*innen besteht der Wunsch, den Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald im nächsten Schuljahr nachzuholen.
Wir danken den begleitenden Lehrer*innen dafür, dass wir diese Fahrt erleben durften, für die gute Betreuung und das gut funktionierende Krisenmanagement! Wir würden uns freuen, noch einmal mit Ihnen nach Weimar zu fahren.
Das PSG bedankt sich sehr herzlich für die Förderung durch
- das Pädagogische Landesinstitut,
- das Bildungswerk Heinz Hesdörffer e.V.,
- den Bundesrat,
die mit ihrer Unterstützung wesentlich zur Realisierung dieser Fahrt beigetragen haben.
Viktoria Gläser (10a), Hannah Henrich (10b), Andrea Hügle Hubertus Ohliger