IFM-Ausstellung macht Station auf Schulhof des Paul-Schneider-Gymnasiums – Zwischen Emanzipation und Ausgrenzung.
Die von der Initiative für Freizeit und Musikkultur ins Leben gerufene Outdoorausstellung „Jüdisches Leben im Hunsrück“ ist am 13. November 2021 von Bad Sobernheim weiter nach Meisenheim gewandert. Bis zum 17. Dezember 2021 ist die Schau nun öffentlich zugänglich auf dem Schulhof des Paul-Schneider-Gymnasiums zu sehen.
Die Präsentation wurde für das diesjährige IFM-Festival „Auf Anfang!“ im Rahmen des Festjahres „2021: Jüdisches Leben in Deutschland“ verwirklicht und vom Förderkreis Synagoge Laufersweiler unter Federführung von Carolin Manns kuratiert. Die Besucher folgen den Spuren der Juden in der Region über Jahrhunderte und erhalten Einblicke in die jüdische Lebensweise und Kultur. Dabei werden auch Ausgrenzung, Antijudaismus und Antisemitismus in den Blick gerückt. An der Schule freut man sich auf die IFM-Ausstellung. Direktorin Karin Hofmann wünscht sich für die Schulgemeinschaft und alle darüber hinaus Interessierten „lehrreiche Erkenntnisse, neue Einblicke und mehr Verständnis füreinander. Jüdische Geschichte und Kultur spiele im Unterricht immer eine Rolle und als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ engagiere man sich bereits seit Jahren gegen Antisemitismus – ob in Form von Unterrichtsgängen zu den Stolpersteinen in Meisenheim oder den jüngst ausgezeichneten Aktionen der Schülervertretung zum Schicksal von Anne Frank. „Die informative und ansprechend gestaltete Ausstellung bietet eine gute Gelegenheit, sich mit jüdischem Leben vertraut zu machen.“
Mit der aus sechs Modulen und interaktiven Elementen bestehenden Ausstellung soll jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart einem breiten Publikum erfahrbar gemacht und dem Vergessen entgegengewirkt werden. Solche kreativen Formen politischer und kultureller Bildung bieten für Staatssekretär Denis Alt die Chance, neue Zugänge zu gesellschaftsrelevanten Themen zu schaffen und an der Stabilisierung unseres demokratischen und pluralistischen Gemeinwesens mitzuwirken. „Je mehr wir über die Geschichte, die Zusammenhänge und die gelebte Vielfalt erfahren“ sagt er, „desto stärker stehen wir Hass, Hetze und Verschwörungsideologien entgegen. Schon seit Jahren setze die Initiative für Freizeit und Musikkultur mit ihren Projekten wichtige kulturelle und prodemokratische Impulse im ländlichen Raum. Deshalb habe er gerne die Schirmherrschaft für diese aussagekräftige Ausstellung übernommen, so Alt, „und auch die Landeszentrale für politische Bildung unterstützt das Projekt.“ Dank zusätzlicher großzügiger Zuwendungen der Bürkle-Stiftung kann die Ausstellung weiter auf Tour gehen. So steht eine Folgestation in Bad Kreuznach ab dem 18. Dezember 2021 bereits fest. Für 2022 sind weitere vier Stationen im Hunsrück geplant sowie eine Abschlussveranstaltung in Bad Sobernheim.
In einigen Dörfern in der Region waren bis zu 20 Prozent der Einwohner Juden
Die Ausstellung „Jüdisches Leben im Hunsrück“ folgt den Spuren der Juden in der Region über Jahrhunderte und gibt Einblicke in die jüdische Lebensweise und Kultur. Dabei werden auch Ausgrenzung, Antijudaismus und Antisemitismus thematisiert. Schon früh lassen sich Spuren jüdischen Lebens im Hunsrück verzeichnen. Nach der Vertreibung aus den Städten siedelten sich ab dem 16. Jahrhundert zahlreiche Juden auf dem Land an und bildeten auch im Hunsrück kleine jüdische Gemeinden. Zunächst nur geduldet, erfolgte erst im 19. Jahrhundert eine langsame rechtliche Emanzipation und Annäherung an die christliche Mehrheitsgesellschaft. Viele Berufe blieben den Landjuden lange verschlossen und so verdingten sie sich mehrheitlich als Viehhändler oder umherziehende Kaufleute, lebten in ärmlichsten Verhältnissen. So gut wie möglich versuchten sie ihre religiösen Traditionen und Bräuche aufrechtzuerhalten. Im Rhein-Hunsrück-Kreis erlebt das Landjudentum Ende des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt. Dort stieg in einigen Dörfern der jüdische Bevölkerungsanteil um 1900 auf über 20 Prozent. Die Schau wurde für das IFM-Kulturfestival „Auf Anfang!“ verwirklicht. Die zugrunde liegende Idee sowie die Projektierung, Umsetzung, Gestaltung und Koordination übernimmt weiter der gemeinnützige Verein IFM. Interessenten können sich per E-Mail an info@initiative-fm.de wenden.
Diesen Zeitungsartikel, erschienen am 15.11.2021 im Öffentlichen Anzeiger, können Sie sich hier auch im PDF-Format herunterladen.